Dirk Ippen zum Achtzigsten – Wie wird man in einem Leben so unverschämt reich?

Großverleger Dirk Ippen ist heute 80 geworden
Eine kritische Würdigung

Sie kennen Dirk Ippen nicht? Dann wird es Zeit. Immerhin hat der umtriebige Großverleger im Laufe seines Lebens nicht nur ein Vermögen von wenigstens 500 Millionen Euro, sondern auch rund 100 Zeitungstitel zusammengerafft. Und so gehört ihm bzw. seiner Ippen-Gruppe mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ihre regionale Tageszeitung und – wenn, dann richtig – auch der führende Anzeigenblattverlag in ihrer Gegend. Sollten sie dieser Tage also auf eine peinlich-unterwürfige Würdigung des alten Herrn stoßen, sehen sie es dem Schreiber nach. Er ist jung und braucht das Geld.

Ich selbst will Dirk Ippen gerecht werden – gerade um ihn zum Ende hin hart kritisieren zu dürfen. Und tatsächlich haben Dirk Ippen und sein Lebenswerk zum Achzigsten eine kritische Würdigung verdient. Wer also ist Dirk Ippen? Wie wird man als Jurist in einem Leben eigentlich so unverschämt reich? Hat er dabei wenigstens Gutes gestiftet? Und welche Auswirkungen hat sein verlegerisches Wirken auf unser Gemeinwohl?

Zur Promotion den ersten Verlag
Interessante Einblicke in sein Leben gewährt Dirk Ippen in seiner Autobiografie “Mein Leben mit Zeitungen”(2019): Dirk Ippen wurde mitten ins Verlagsgeschäft hineingeboren, geprägt vom promovierten Vater Rolf Ippen, Mit-Herausgeber und Geschäftsführer der WAZ-Gruppe von 1949-1963. Der junge Dirk studiert Jura in Freiburg, macht Praktika bei Banken und Verlagen und promoviert 1967 über die damals neue Rechtsform der “Einheitsgesellschaft GmbH & Co.KG”. Vermutlich um den Junior im Verlagsgeschäft zu halten, oder auch nur zum Üben, kauft Rolf Ippen vierzig Prozent Anteile des Westfälischen Anzeigers, einer Tageszeitung mit einer Auflage von 36.000 Exemplaren. Dirk Ippen wird Geschäftsführer “seines” ersten Verlages. “Gleichwohl haderte ich mit meinem Schicksal, mich mit 26 Jahren für (…) ein Leben  als Drucker und Verleger von Lokalzeitungen in Hamm entscheiden zu sollen.”

Es kommt anders. Anfang 1968 stirbt der Vater, die Hochzeitsreise in die USA wird im Sommer nachgeholt. Zuerst nach Boston, dann nach Decatur in Illinois geht die Reise, “noch mehr tiefste Provinz als Hamm.” Der dortige Lokalverleger, wie Ippen in Hamm ohne Wachstumsperspektive, hatte nach und nach benachbarte Heimatzeitungen aufgekauft und dabei eine wachsende Zeitungskette gebildet. Ippen darf das Verlagshaus “studieren”, versteht, wie hier Know-how zentral gebündelt und wie ein Filialsystem in die Fläche wieder ausgerollt wird. “Bis zu 100 selbständige Lokalzeitungen unter einheitlichem Management” – the dream was born. Vorortblätter (Suburban Newspapers), das erkennt er in den USA, haben einen entscheidenden Vorteil gegenüber den in der City erscheinenden Zeitungen: “Im Anzeigenverkauf kassiert man doppelt. Einmal von den örtlichen Gewerbetreibenden und dann von den Einzelhändlern” im Oberzentrum.

Den “Marshallstab im Tornister” 
Zurück in Deutschland dreht Dirk Ippen auf, wie man heute sagt. Im Bewusstsein “den Marshallstab im Tornister” zu haben (Ippen über Ippen) – und in den USA in den verlegerischen Durchblicksstrudel geraten zu sein – trimmt er seine Hammer Verlagszentrale auf Effizienz und Ertrag, denn Expansion braucht Eigenkapital. Der Kasseler Verleger Wilhelm Batz, ein Studienkollege des Vaters, verschafft ihm “einen Aktenordner mit den Handelsregister-Eintragungen von sämtlichen deutschen Zeitungsverlagen”. Auch sein Beuteschema bekennt Ippen in seiner Autobiografie offen: Er sucht nach ertragsschwachen Verlagen mit mehreren Gesellschaftern, möglichst in fortgeschrittenem Alter und aus “verschiedenen Familienstämmen”. Hier wittert Dirk Ippen die Chance, sich strategisch einkaufen zu können.

Teilen und wachsen bei Bremen
Es klappt. Ippen kauft sich in Syke südlich von Bremen in die eigentlich bedeutungslose Kreiszeitung ein – und fusioniert binnen weniger Jahre gleich acht ehemals selbständige Kreisblätter unter seiner Regie. “Teilen und wachsen vor den Toren Bremens” überschreibt Ippen den von ihm “moderierten Prozess” und beweist zugleich, dass sich sein Geschäftsmodell tatsächlich “ausrollen” lässt.

Bereits 1974 kauft Ippen von Peter Udo Blintz eine maßgebliche Beteiligung an der Offenbach Post, revolutioniert die technische Produktion und schröpft von nun an das Rhein-Main-Gebiet. “Die Anzeigenentwicklung in diesen Boomjahren im prosperierenden Stadt- und Landkreis Offenbach war phänomenal.” Die Kriegskasse wächst, aber Bremen lässt sich in Frankfurt so leicht nicht wiederholen.

Mit dem Münchner Merkur in die erste Liga
Ippen kauft was er kriegen kann, bundesweit, besonders gerne unterbewertete Verlage jenseits des Zenits. Im Januar 1982 kauft Ippen von Springer den heruntergewirtschafteten Münchner Merkur, das an der Isar ansässige Boulevardblatt tz und Anteile am Oberbayrischen Volksblatt (OVB) – ein unglaublicher Move für einen Verleger aus der westfälischen Provinz. Dirk Ippen, jetzt Anfang 40, ist in der ersten Liga der Verleger angekommen – und fürderhin nicht mehr aufzuhalten.

Wenden wir diese Laudatio, denn der Verfasser ist keiner der Lohnschreiber des Herrn Dr. Ippen.

Da sich mit Qualitätsjournalismus kein Geld verdienen lässt, wie Ippen und vor allem sein Neffe Daniel Schöningh immer wieder betonen, drängt sich die Frage auf, wo die Gewinne herkommen. Denn 500 Millionen Euro lassen sich nicht so leicht aus Kreisanzeigern und Anzeigenblättern, also mithin aus den eher bescheidenen Erträgen der lokalen Einzelhändler und Gewerbetreibenden, pressen. Auch nicht in 25 Jahren. Wie – oder: auf wessen Kosten, die Frage muss erlaubt sein – wurde jemand wie Dirk Ippen so obszön reich?

Auf jeden Fall mit brutaler Zielstrebigkeit. Wo Ippen, der “Sanierer”, aufschlägt, bleibt kein Stein auf dem anderen. Gewachsenes ist dem Fremden fremd. Immer werden Redaktionen “verschlankt” oder zusammengelegt, immer wird im Anzeigenverkauf die Schlagzahl erhöht. Wer sich nicht fügt, fliegt. Ippen ist im System Ippen immer Gewinner.

Nordhessen wird Ippen-Land
Exemplarisch sei das “Prinzip Ippen” entlang der Übernahme der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) im Jahr 2002 skizziert: Altverleger Rainer Dierichs hatte Jahre zuvor in aller Stille auch den regionalen Anzeigenblattverlag erworben, weitere Zukäufe im Umland untersagte ihm jedoch der Bundesgerichtshof. Ippen und Schöningh fürchten das Kartellamt nicht und wagen erneut einen großen Coup: Im Februar 2002 übernimmt Ippen die damals zweitgrößte hessische Tageszeitung, wird zugleich Eigner des größten Anzeigenblattes (ExtraTip) und dessen ausgegliederter Vertriebseinheit “Top direkt”. Über eine Medienbeteiligungsgesellschaft (MBG Bad Hersfeld) kauft Schöningh im Sommer 2002 unauffällig auch den letzten echten Wettbewerber im Verbreitungsgebiet der HNA, die MB Media in Witzenhausen mit 17 Anzeigenblättern. Nordhessen wird binnen eines Jahres dem Ippen-Imperium einverleibt: Ende 2002 bedient Ippen mit der Tageszeitung HNA über 220.0000 Abonnenten und erreicht mit seinen Anzeigenblättern fast 750.000 Haushalte. Natürlich wirkt das nordhessische Pressemonopol wettbewerbsverzerrend – doch wenn es um Ippen geht, schweigen die Wettbewerbshüter – einmal mehr.

Zwar kann man dem Lebenswerk des heute Geehrten getrost die Vernichtung hunderter, vermutlich sogar tausender Redakteurs- und Journalistenarbeitsplätze zurechnen. Doch auch das Schicksal der HNA erklärt nicht zureichend, wie man binnen eines Lebens so unglaublich reich werden kann.

2015: Eine Großrazzia bringt Unschönes zutage
Das offenbart erst eine Großrazzia im April 2015, bei der 600 Zollbeamte ausrücken, um insgesamt 90 Durchsuchungsbeschlüsse zu vollstrecken. Wie der SPIEGEL seinerzeit schreibt, wurde nach Informationen des Hamburger Nachrichtenmagazins „Vermögen im Wert von etwa zwei Millionen Euro sichergestellt. Die Behörden gehen davon aus, dass die Unternehmen, die zum Einflussbereich des Münchner Verlegers Dirk Ippen gehören, sich mit einem illegalen Trick um Sozialversicherungsabgaben in Millionenhöhe gedrückt haben. Im Zentrum steht dabei nach Angaben eines Ermittlers neben einem Offenbacher Unternehmen die Firma Top Direkt Marktservice GmbH in Kassel, die von dem Ippen-Neffen Daniel Schöningh geleitet wird und unter anderem auf die Verteilung kostenloser Werbezeitschriften spezialisiert ist.“ Rührt etwa ein erklecklicher Teil des Ippen-Vermögens von der Ausbeutung seiner Austräger?

Die Antwort ist ein eindeutiges JA. Zwar ist es Daniel Schöningh seinerzeit in Kassel noch einmal gelungen, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Doch Einsicht zeigen die Herren Ippen und Schöningh nicht. Im Gegenteil, beide betonen seither bei jeder Gelegenheit, der Mindestlohn für Austräger sei das Totenglöckchen der Branche. Letzte Woche hat der alte Herr sogar vorgeschlagen, die Tätigkeit den haushaltsnahen Dienstleistungen zuzurechnen. Einfach dreist.

Denn was kaum jemand weiß: Für Zeitungs- und Blättchen-Austräger gibt es dank der erfolgreichen Lobbyarbeit des Verlegerverbandes eine andauernde nachteilige Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn. Damit die arg gebeutelten Verleger nicht verarmen, gilt für Austräger immer der Mindestlohn des vorletzten Jahres. So lassen sich, ich habe es an anderer Stelle einmal vorgerechnet, pro Austräger als Beitrag zur Rettung des Qualitätsjournalismus bestimmt 500 Euro im Jahr einsparen. Meines Wissens existiert dieses Sonderrecht bis heute. Pfui.

Wer sozial Schwache ausbeutet, kann kein Humanist sein
Bringen wir diesen schrecklichen Riemen zu Ende. Natürlich war Dirk Ippen in seiner Zeit ein Visionär. Aber zur Wahrheit gehört eben auch, dass der über komplizierte Eigentumsverhältnisse promovierte Jurist beim Aufstieg gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern Wettbewerber, Altverleger und Kartellämter an der Nase herumgeführt hat. Auch den Niedergang des deutschen Journalismus hat Ippen nicht alleine zu verantworten, da haben auch andere gierige Verleger ihren Beitrag geleistet. Absolut scheinheilig ist es allerdings, sich ausgerechnet von Daniel Schöningh als “Humanist im besten Sinne” titulieren zu lassen. Denn wer mit System Schüler, aber auch Alleinerziehende und sozial Schwache ausbeutet, kann kein Humanist sein.

Nun kennen Sie Dirk Ippen, besser meine Sicht auf den Herrn Doktor. Sie haben verstanden, wie Dirk Ippen so reich werden konnte. Und vermutlich auch, warum den Schleimereien seiner Lohnschreiber am heutigen Tag ein so umfänglicher Text entgegengestellt werden muss. Denn zu unser aller Glück tippen immer noch nicht alle für Ippen. Herzlichen Glückwunsch!

Quellen / Nachweise:

Ippen, Dirk: Mein Leben mit Zeitungen (2019).
https://societaets-verlag.de/produkt/mein-leben-mit-zeitungen/

Kreissl, Rüdiger: Alle tippen für Ippen. (1.6.2003)
https://mmm.verdi.de/medienwirtschaft/alle-tippen-fuer-ippen-23301

FAZ.net Auch in der zweiten Liga spielt man schön. (2.7.2011)
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/zeitungsverleger-dirk-ippen-auch-in-der-zweiten-liga-spielt-man-schoen-1656003.html

Skandal Chronik . Großrazzia: 600 Beamte durchleuchten Ippens Zeitungsvertrieb. (21.4.2015 ff) http://werra-meissner-dreist.de/skandal-chronik/

SPIEGEL online. Razzia bei Zeitungsvertrieben. (24.4.2015)
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sozialabgaben-razzia-bei-zeitungsvertrieben-a-1030427.html

Deutschlandfunk. Die Erfolgsgeschichte eines Verlegers. (13.10.2020)
https://www.deutschlandfunk.de/dirk-ippen-wird-80-die-erfolgsgeschichte-eines-verlegers.2907.de.html?dram:article_id=479103

Newsroom.de. Warum Verleger Dirk Ippen weitere Anteile verschenken will und an wen (6.10.2020) https://www.newsroom.de/news/aktuelle-meldungen/vermischtes-3/warum-verleger-dirk-ippen-weitere-anteile-verschenken-will-und-an-wen-912994/

MDR. Medien360G / Altpapier. Das gedruckte Facebook. (14.10.2020)
https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-1704.html

ZEITUNGSAUSTRÄGER SIND LEISTUNGSTRÄGER!

Mittelwertig verdient ein Zeitungszusteller 2015 rund 1.000 EUR weniger als ihm zustünde, würde auch für ihn oder sie der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 EUR gelten.

Mittelwertig verdient ein Zeitungszusteller 2015 rund 1.000 EUR weniger als ihm zustünde, wenn auch für ihn oder sie der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 EUR bereits gelten würde. Foto: verdi

Zeitungsausträger gehören meines Erachtens zu den Leistungsträger eines Zeitungsverlages. Trügen sie nicht bei Wind und Wetter frühmorgens die druckfrische Zeitung zuverlässig bis an den Briefkasten, würde heutzutage kein Mensch mehr eine Tageszeitung abonnieren – völlig egal was drinsteht. Ich weiß ganz genau wovon ich spreche, meine Mutter hat über vierzig Jahre die Badische Zeitung ausgetragen.

Trotzdem ist es der Verlegerlobby in der Diskussion um den Mindestlohn gelungen, ausgerechnet für diese Berufsgruppe eine nachteilige Ausnahmeregelung durchzusetzen. Statt einem Mindestlohn von 8,50 EUR erhalten auch erwachsene Zeitungszusteller (und Austräger von Anzeigenblättern mit redaktionellem Inhalt) bis Ende 2015 lediglich 6,38 EUR (75% von 8,50 EUR) und 2016 nur 7,23 (85% von 8,50 EUR). Erst ab 2017 erhalten Zeitungszusteller den für fast alle anderen Branchen bereits für 2015 gültigen gesetzlichen Mindestlohn. Sollte bis dahin die Mindestlohnkommission den Mindestlohn allerdings bereits erhöht haben, wird diese Erhöhung für Zeitungszusteller wiederum erst 2018 wirksam. Konkret bedeutet das, dass Zeitungszusteller mindestens weitere zwei Jahre unterhalb des gesetzlichen Mindestlohn bezahlt werden. Meiner Meinung nach ist das eine bodenlose Sauerei!

Faktisch steht euer Tageszeitungsausträger sechs Mal in der Woche um 4 Uhr für euch auf, schwingt sich gegen 4.30 Uhr bei jedem Sauwetter auf sein Fahrrad (oder nutzt auf eigene Kosten seinen PKW), fährt zum Distributionspunkt, lädt seine Zeitungspakete (und wenn er Pech hat noch ein paar Bündel nicht eingeschossene Beilagen) ein und macht sich schwer beladen auf in sein Verteilgebiet. Wir dürfen annehmen, dass seine oder ihre Arbeitszeit trotzdem erst beginnt, wenn er den ersten Briefkasten erreicht hat. Zwischen 4.45 – 6.15 Uhr steckte er oder sie – je nach Gebiet und Abodichte – zwischen 60 – 180 Zeitungen in Briefkästen und Zeitungsrollen. Im Winter ist der Zeitungsausträger zudem die ärmste Sau, er oder sie ist fast immer vor dem ersten Streudienst unterwegs.

Rechnen wir mal gegen was er oder sie aktuell dafür bekommt: 26 Tage x 1,5 Stunden x 6,38 EUR = 248,82 EUR! Das sind mittelwertig 9,57 EUR pro Einsatz. Für um 4.00 Uhr für uns aufstehen und um 6.30 Uhr wieder heimkommen. Gälte der Mindestlohn bereits , wären es übrigens auch nur 12,75 EUR – und ich gehe jede Wette ein, dass dafür kaum einer von uns auch nur um 4.00 Uhr aufstehen will.

Auf diese Weise spart der Verlag, bzw. meist dessen längst ausgegliederte Vertriebseinheit, dieses Jahr pro Monat und Austräger 82,68 EUR ein, was sich über das Jahr mithin auf fast 1.000 EUR pro Austräger summiert.

Oder, um es konkret zu sagen: Jeder Zeitungsausträger wird dieses Jahr von seinem Arbeitgeber um fast 1.000 EUR beschissen. Einfach weil ein paar Dutzend Tageszeitungsverleger für Politiker so viel wichtiger sind, als Hundertausende von anständigen Menschen, deren Wecker morgen früh wieder um 4.00 Uhr für uns klingelt.

DAS mußte ich jetzt auf jeden Fall mal loswerden.

Effektiv gegen das schlechte Gewissen hilft derzeit nur ein gelegentlicher Zehner Trinkgeld. Meine Mutter hat sich über solche Zeichen persönlicher Wertschätzung immer besonders gefreut.


Erstveröffentlicht am 26.04.2015 / mas
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ZEITUNGSAUSTRÄGER SIND LEISTUNGSTRÄGER!

Solaranlagen, Photovoltaik und Windkraftanlagen

Manchmal schwitzen auch gestandene Webdesigner auf der Zielgerade eines neuen Webauftritts: Termindruck, technische Delikatessen, Wortfindungsstörungen, Sonnenbrand, manchmal kommt einfach alles zusammen. Doch jetzt ist es soweit: Unser Freund Roger Schneider ist mit seiner neuen Webseite zu den Themen Solarthermie, Phototvoltaik und Windkraftanlagen unter http://www.rs-energietechnik.de/ endlich online. Der Aufwand hat sich gelohnt, wie ich finde.

Interessenten und Kunden erhalten hier wichtige Informationen über die Marktsituation im Bereich der erneuerbaren Energien, aktuelle News technischer Innovationen in der Solar- und Windkrafttechnik, über die Beratungs- und Dienstleistungen des neuen Unternehmens RS-Energietechnik in Berlin. Rundum ein gelungener Webauftritt mit hohem Wiederbesuchsnutzen, den Bauherren, Architekten, Handwerker und Entscheider der öffentlichen Verwaltung in ihre Favoritenleiste ziehen sollten.

zwischenrufer / 23.08.2011

Photovoltaik-Anlage: Gutachter bringt Gewissheit

Thomas Bürger, unabhängiger Photovoltaik-Sachverständiger und Gerichtsgutachter aus Hessisch Lichtenau (Nordhessen).

Thomas Bürger, unabhängiger Photovoltaik-Sachverständiger und Gerichtsgutachter aus Hessisch Lichtenau (Nordhessen).

Dieser Sommer hat den Namen gewiss nicht verdient. Kaum sind in Hessen, Niedersachsen und Thüringen die Sommerferien angebrochen, bleibt der Sonnenschein aus. Das ärgert allerdings nicht nur Schüler und Eltern. Auch so mancher Betreiber einer Photovoltaikanlage ist derzeit gleich doppelt gekniffen: Nicht nur, dass es an Sonnenschein mangelt und damit den Betreibern von Photovoltaikanlagen die „Solarstrom-Ernte“ verdirbt.

Oft produzieren PV-Anlagen zu wenig Solarstrom
Selbst wenn die Sonne scheint bleibt so manche der über das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) geförderten Photovoltaik-Anlagen was die Menge des erzeugten und eingespeisten Solarstroms angeht deutlich hinter den Erwartungen zurück. Sehr zum Ärger der betroffenen Anlagenbetreiber: Die für die Einspeisung vergütete Jahressumme bleibt hinter den Prognosen zurück, die Amortisationszeiten verlängern sich deutlich.

Gutachter für Photovoltaik und Solarthermie entdecken Mängel
„Bleibt eine Solaranlage ertragsmäßig hinter den Erwartungen zurück, kann das viele Ursachen haben“, weiß Thomas Bürger (Foto), ein in ganz Deutschland tätiger Sachverständiger und Gerichtsgutachter für Photovoltaik und Solarthermie (Solarwärme) aus Hessisch Lichtenau (Hessen). „Die Probleme reichen von handwerklichen Fehlern bei der Montage der Anlage, mangelhaften Solarmodulen bis schweren Planungs- und Konstruktionsfehlern, wenn z.B. PV-Module und Wechselrichter nicht zusammenpassen.“

Gutachten und detaillierte Ertragsanalysen hilfreich
Bleibt eine Photovoltaikanlage anhaltend hinter den Erwartungen zurück, kommt es oft zum Streit zwischen den Beteiligten. Der Betreiber fordert Nachbesserung bzw. Mängelbeseitigung, der Handwerker wiederum verweist nicht selten auf die Gewährleistungspflicht eines (immer häufiger chinesischen) Modulherstellers. Immer häufiger schalten enttäuschte Anlagenbetreiber unabhängige Photovoltaik-Gutachter wie Thomas Bürger ein, die nicht nur objektive Mängel auffinden und auflisten. Sind die tatsächlichen Mängel gutachterlich festgestellt, fällt es Handwerkern und Herstellern zunehmend schwerer, sich ihrer Nachbesserung- bzw. Gewährleistungspflicht zu entziehen. So bringen unabhängige Photovoltaikgutachten und detaillierte Ertragsanalysen nicht nur Gewissheit – sie verhelfen unzufriedenen Anlagenbetreibern häufig zur außergerichtlichen Durchsetzung ihrer Forderungen gegen Handwerker und Photovoltaik-Hersteller.

Photovoltaikanlagen vor Ablauf der Garantiezeit prüfen lassen
Photovoltaikexperten empfehlen daher, die Leistungswerte einer PV-Anlage zu beobachten und Photovoltaikanlagen vor Ablauf der fünfjährigen Garantiezeit nochmals überprüfen zu lassen.

Weiterführende Informationen zum Thema Photovoltaik-Gutachten finden sich unter www. solar-gutachten.com

zwischenrufer / 27.07.2011

Facebook ist Mist

Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook. Foto: www.wikipedia.de / Elaine and Priscilla Chan.

Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook. Foto: www.wikipedia.de / Elaine and Priscilla Chan.

Soso, 50 Milliarden US-Dollar soll Facebook wert sein? Mehr also als Ebay, Nokia oder die meisten deutschen Großkonzerne? Mit dieser unglaublichen Summe jedenfalls bewertet die US-Großbank Goldmann Sachs das sogenannte soziale Netzwerk – und soll, so SPIEGEL online, gleich einmal 450 Mio. US-Dollar für bescheidene 0,8% an Facebook hingeblättert haben. Reiche Kunden von Goldman Sachs sollen sich gar um die Anteile an dem 2003 von Mark Zuckerberg (Foto) gegründeten Unternehmens reißen.

Man reibt sich verwundert die Augen: Facebook hat zugegeben viele Nutzer. Aber Erwachsene können sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich bei Facebook einsame Kids und sog. Junggebliebene mit anderen einsamen Kids und sog. Junggebliebenen über das TV-Programm, die aktuellen Superstar-Kandidaten oder ähnlich infantile Themen austauschen – und das von den pfiffigen Machern zum “sozialen Netzwerk” gehypt wird. Und wo sich so viele zur werberelevanten Zielgruppe gehörende Menschen treffen, sind die Geschäftemacher natürlich nicht weit. Doch wie genau das Geschäftsmodell von Facebook künftig die Ertragsphantasien der Anleger realisieren will, ist unklar.

Spekulation oder Kaffeesatzleserei?
Bei nüchterner Betrachtung hat die US-Großbank Goldmann und Sachs, gegen die vor einiger Zeit sogar die deutsche Finanzaufsicht Bafin noch wegen Anlegerbetruges im Kontext der US-Immobilienblase ermittelte (und vielleicht noch ermittelt), daher lediglich eine halbe Milliarde US-Dollar Anlegerkohle in Facebook investiert. Und behauptet jetzt das sei ein mittel- und langfristig lohnendes Investment. Der Rest ist Spekulation. Oder eben “Kaffeesatzleserei”, wie der SPIEGEL einen nicht namentlich genannten Invesatmentprofi zitiert.

40 Dollarcent Gewinn pro Jahr und Kunde
Denn 200 Mio. US-Dollar Gewinn sind bei (selbst-)erklärten 500 Mio. Kunden eben pro Kunde auch nur 0,40 US-Dollar – im Jahr! Bei nüchterner deutscher Bewertung läge der Wert von Facebook daher – statt bei 50 Milliarden – lediglich bei 1,2 – 1,6 Milliarden. Und Goldmann Sachs hätte für seine 450 Millionen nicht klägliche 0,8 sondern satte 30% der Firmenanteile bekommen.

Erinnert sich denn keiner mehr an die erste, im März 2000 geplatzte Internet-Spekulationsblase? Die Volksverarsche mit den Telekom-Aktien? Oder Rupert Murdochs phantastischen 600 Mio. Doller-Fehlkauf MySpace?
(Nur aus prophylaktisch-rechtlichen Gründen ersparen wir uns hier mehrere Dutzend Namen einstmals aufstrebender Firmen des neuen Marktes, deren Gründer das Geld ihrer gleichermaßen euphorischen wie ahnungslosen Anleger gleich schubkarrenweise verbrannten.)

Facebook – so sympathisch wie Guido Westerwelle
Ich persönlich würde übrigens keinen Cent in Facebook investieren. Nicht nur weil  mir Mark Zuckerberg und seine offen geäußerte Verachtung für den Datenschutz ungefähr so sympathisch ist wie Guido Westerwelle – sondern auch ähnlich vertrauenswürdig erscheint wie Till Eulenspiegel. Nein, ich wüßte nicht einmal, wofür ich auch nur einen Cent bei Facebook ausgeben sollte. Warum sollten das also andere tun? Ich finde, Facebook ist kein wirkliches soziales Netzwerk. Sondern eine moderne Simulationshilfe: Netzwerk statt Freundschaft, Kontakt statt Nähe. Matrix, kommunikatives Junkfood oder eben: Mist.

Kurzweil, Schnack, Freundschaft und Nähe
Wer auf Business-Kontakte setzt, ist bei XING gut aufgehoben. Mit Schulkameraden halten viele über stayfriends.de Kontakt. Wer einen Partner/eine Partnerin sucht möge mal bei einer der etablierten Partnerbörsen reinschauen, das soll schon häufiger gefruchtet haben. Allen anderen auf der Suche nach Kurzweil, Schnack, Freundschaft und Nähe  empfehle ich persönlich ein frisch gezapftes Bier oder einen leckeren Wein mit realen Freunden in der nächsten Kneipe. Da ist die Kohle zudem gut angelegt. Prost.

zwischenrufer / 06.01.2011